Der Avatar und die Projektion des Bewusstsein
Christoph Gassmann, 2010
Neulich habe ich den beeindruckenden Film Avatar gesehen, indem die Menschen eine maschinelle Technik entwickelt haben, um das Bewusstsein eines schlafenden Menschen in eine andere humanoide Form einer fremden wilden Kultur zu projizieren, die auf einem anderen Planeten lebt. Das hat mich an einen luziden Traum von mir erinnert, den ich vor einiger Zeit hatte, und den ich hier erzählen möchte:
20.3.2008 Exkursion in eine andere Welt
Ich reiste in einem bewussten und langem Traum durch eine fremde Welt.
Ich bemerkte es zu Beginn nicht sofort, dass ich in einem Traum war.
Sobald ich es aber realisierte, versuchte ich zu fliegen, allerdings
ging das nicht. Ich schaffte es bloss mit Mühe, mich auf einen
niederen Dachrand zu hieven. Das erstaunte mich, trotzdem war mir klar,
dass ich träumte.
Relativ zu Beginn, kurz nach dem Haus, auf dessen Dach ich gesprungen
war, ging ich durch einen schmalen Fussgängertunnel in die Tiefe.
Ich hatte den Eindruck unter einem Berg durchzugehen. Es wurde immer
dunkler und enger, sodass ich etwas Angst bekam. Doch dann kam ich auf
der anderen Seite heraus und war in einer anderen Welt. Ich befand mich
in einer Art Stadt, die aus einem einzigen, riesigen und kunstvoll
gestalteten Gebäude bestand. Es erinnerte mich etwas an den
Petersdom in Rom, war aber viel grösser. Ich lief staunend lange
durch majestätische Säulenhallen und an eindrücklichen
Kuppelbauten vorbei. Es zeigten sich nicht viele Leute und ich war oft
alleine unterwegs.
Doch dann kam ich an einer Bar oder Rezeption vorbei. An der Theke
stand gebeugt eine hübsche Frau mit seidenglänzendem langem
schwarzem Haar. Sie schien mir freundlich und ich näherte mich
ihr. Ich fragte sie, wo ich bin und bat um allgemeine Auskünfte.
Sie hob ihren Kopf und sie hatte ein ganz fremdartiges Gesicht,
vielleicht etwas asiatisch, aber auch tierisch, echsenartig. Sie sprach
mit mir, doch ich verstand kein Wort und so versuchten wir miteinander
zu sprechen, doch die Verständigung klappte nicht. Ein Wort, das
mir bei der Niederschrift des Traumes leider entfallen ist, verstand
ich, konnte aber den Zusammenhang nicht erkennen. Jedenfalls war sie
freundlich und wohlwollend mit mir.
Das Ganze geschah immer noch im vollen Bewusstsein und ich war mir
meines schlafenden Körpers bewusst, der im Bett lag.
Später war ich wieder zu Fuss unterwegs in jener Welt, doch nun
eher auf dem Lande. Dabei hatte ich das Gefühl, das etwas auf
meinem Rücken war, das mich liebkoste. Ich hatte den Eindruck dass
ein Körperteil wie ein Schild oder Panzer beim Gehen dieses
Gefühl verursachte. Offensichtlich war ich selber ein
echsenartiger Bewohner dieser Welt. Zeitweise fühlte ich mich als
Gefangener dort, ich konnte jenen Körper nicht mehr verlassen,
konnte mich aber mit ihm frei bewegen und es gab keinen Anlass, die
Erfahrung nicht weiter zu führen, da der Traum nicht
beängstigend und recht ereignisarm war. Schliesslich, nach
längerer Zeit verblasste er langsam, da ich immer mehr
darüber nachdachte, was mit mir geschah und wie ich das verstehen
sollte, da mir immer klarer wurde, wie fremdartig das alles war.
Offensichtlich hatte ich wie im Film Avatar einen Besuch in einer fremden Welt gemacht, die von halb humanoid, halb echsenähnlichen Wesen bewohnt wurde. Die Bewohner waren nicht so wild, wie diejenigen im Film, hatten aber eine Zivilisation mit beeindruckenden Kunstbauten geschaffen. Nun war ich in jener Welt kein menschlicher Besucher, sondern war selber einer dieser Bewohner. Ich hatte mich mit einem von ihnen identifiziert, indem ich mein Bewusstsein in ihn projizierte und durch seine Augen schaute. Dies tat ich spontan in einem Traum und benötigte keinerlei Maschinen dafür. Hingegen gibt es eine Parallele zum Film, auch ich musste durch einen (psychologischen?) Tunnel, um dorthin zu gelangen. Wie ich in meinem Artikel „Der Zeuge und die Identität des Traum Ichs“ beschreibe, ist das träumende Ich in seiner Identität nicht festgelegt und sehr flexibel. Es kann sich mit Leichtigkeit mit anderen Menschen identifizieren und offensichtlich auch mit nichtmenschlichen Wesen. So scheint es mir, dass der Traum eine gute Plattform darstellt, von der man sein Bewusstsein in andere, fremdartige Welten projizieren kann und dies ganz ohne Maschinen. Bei mir geschah dies spontan, doch ist zu vermuten, dass man mit etwas Begabung und mit Training solche Exkursionen bewusst und mit Absicht unternehmen kann. Neue Bewusstseinsabenteuer stehen hier dem Menschen offen.
Christoph Gassmann, Horgen, Schweiz
traumring.info